A - Wie Ankommen
Das Eltern - ABC von Antonia Brocke
HEUTE DARF ETWAS GANZ BESONDERES BEI EUCH ANKOMMEN: DER ERSTE BLOG-ARTIKEL DER MOHNBLUME IST ONLINE!
Das erste Mal ist geprägt von Aufregung, Nervosität und Unsicherheit.- ein Gefühl, das wir alle kennen. Und mit welchem Thema könnte unsere Blog- Reihe „Das Eltern - ABC“ besser starten als mit dem Thema „Ankommen“. Denn genauso wie wir heute das Ankommen des ersten Artikels bei euch erleben, so erleben auch Eltern und Kinder in ihrem gemeinsamen Leben immer wieder neue Phasen des Ankommens.
Bindungsorientierte Begleitung in jeder Entwicklungsphase
Wen wir „Ankommen“ in Verbindung mit Elternschaft hören, denken wir vermutlich gleich an: Ein Baby wird geboren. Und ja, dies ist das erste große Ankommen, welches eine Familie erlebt. Die Reise des "Ankommens" hört jedoch nicht nach der Geburt auf, sondern begleitet das Kind und die Eltern durch jede Entwicklungsphase.
Lasst uns gemeinsam schauen, wie wir unsere Kinder und uns, gut durch die verschiedenen Ankommensphasen begleiten können - von der Geburt bis zu den ersten Schritten in die Selbstständigkeit.
1. Ankommen in der Welt: Die ersten Wochen nach der Geburt
Für das Baby bedeutet die Geburt einen massiven Übergang: Vom warmen, schützenden Mutterleib hinaus in eine helle, laute und unbekannte Welt. Diese ersten Wochen sind geprägt von einem Bedürfnis nach Sicherheit, Nähe und Geborgenheit. Eltern können ihr Baby in dieser Phase unterstützen, indem sie ihm die körperliche Nähe bieten, die es braucht.
- Körperkontakt: Haut-zu-Haut-Kontakt ist eine der einfachsten und gleichzeitig stärksten Möglichkeiten, Bindung und Sicherheit aufzubauen. Beim Tragen, Kuscheln und Stillen fühlt sich das Baby sicher und geborgen.
- Verlässlichkeit und Reaktionsbereitschaft: Reagieren Eltern schnell und einfühlsam auf die Bedürfnisse ihres Babys, entsteht das wichtige Grundvertrauen. Schreien und Unruhe sind oft Ausdruck von Hunger, Unbehagen oder dem Bedürfnis nach Nähe – die liebevolle und zügige Antwort der Eltern vermittelt dem Baby, dass es sich auf seine Bezugspersonen verlassen kann.
2. Ankommen in der Familie: Bindung und Vertrauen in den ersten Lebensmonaten
Nach den ersten Wochen beginnt das Baby, seine Umgebung genauer wahrzunehmen. Es lächelt, schaut sich um und versucht, mit seiner Welt in Kontakt zu treten. In dieser Phase entwickelt sich die Bindung zwischen Baby und Eltern besonders intensiv. Bindungsorientierte Elternschaft bedeutet, aufmerksam und achtsam auf die Signale des Babys einzugehen und zu verstehen, dass Bindung die Grundlage für eine gesunde emotionale und psychische Entwicklung ist.
- Routinen und Rituale: Routinen geben dem Baby Sicherheit und helfen ihm, sich in der neuen Welt zu orientieren. Feste Rituale beim Zubettgehen oder Stillen sind beruhigende Ankerpunkte im Alltag.
- Respektvolle Kommunikation: Auch wenn das Baby noch nicht sprechen kann, versteht es sehr wohl die emotionale Botschaft hinter den Worten der Eltern. Eine liebevolle, beruhigende Stimme schafft Vertrauen und Nähe. Auch nehmen Kinder in diesem Alter schon ganz fein die nonverbalen „Äußerungen“ ihrer Eltern wahr. Gestik, Mimik und Körpersprache schaffen ebenfalls Verbindung zu dem Kind, wenn sie freundlich und weich ist.
3. Ankommen in der Bewegung: Die ersten Schritte in die Selbstständigkeit
Mit etwa sechs Monaten beginnt das Baby, sich für die eigene Mobilität zu interessieren. Es lernt, sich zu drehen, zu robben und später zu krabbeln. Diese Phase ist ein großer Schritt in die Selbstständigkeit und gleichzeitig eine spannende Herausforderung für Eltern, die weiterhin bindungsorientiert begleiten möchten.
- Ermöglichen, statt eingreifen: Eltern können ihrem Baby die Möglichkeit geben, seine Bewegungsfreiheit zu entdecken, ohne es unnötig einzuschränken. Ein sicherer, aber freier Raum, in dem das Baby sich selbst erproben kann, unterstützt seine motorische Entwicklung.
- Ermutigen und begleiten: Auch wenn das Baby in dieser Phase schon unabhängiger wird, braucht es weiterhin die emotionale Sicherheit der Eltern. Bindungsorientiertes Begleiten bedeutet, dem Kind den Raum zu geben, sich auszuprobieren, gleichzeitig aber stets da zu sein, wenn es die Nähe sucht.
4. Ankommen im Ich: Die Autonomiephase
Die Autonomiephase, die etwa im zweiten Lebensjahr beginnt, stellt Eltern oft vor Herausforderungen. Das Kind entdeckt seinen eigenen Willen und testet seine Grenzen aus. Auch in dieser Phase können Eltern bindungsorientiert begleiten, indem sie eine Balance zwischen Unterstützung und Freiraum schaffen.
- Grenzen mit Liebe setzen: Kinder brauchen klare, aber liebevoll gesetzte Grenzen. Bindungsorientierte Erziehung bedeutet nicht, grenzenlos zu erziehen. Liebevoll und zugewandt, können Eltern ihrem Kind vermitteln, hier ist eine Grenze erreicht, und gleichzeitig Alternativen anbieten, die dem Kind ermöglichen sein Bedürfnis zu stillen.
- Empathie zeigen: Kinder in der Autonomiephase erleben intensive Gefühle, die sie oft noch nicht einordnen können. Eltern können helfen, indem sie diese Emotionen ernst nehmen und mitfühlend begleiten, anstatt sie abzutun oder zu bestrafen.
5. Ankommen im Sozialen: Die ersten Schritte in die Welt
Mit dem Eintritt in den Kindergarten oder die Schule beginnt für das Kind ein weiteres Kapitel des „Ankommens“ – diesmal in der sozialen Welt. Hier werden Freundschaften geschlossen, Konflikte erlebt und neue Fähigkeiten entwickelt. Auch in dieser Phase ist die bindungsorientierte Begleitung von entscheidender Bedeutung.
- Zeit und Aufmerksamkeit schenken: Kinder brauchen weiterhin die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihrer Eltern, um das Erlebte zu verarbeiten. Gemeinsame Gespräche, Kuschelzeiten und Spiele helfen, die Bindung auch in dieser Phase zu stärken.
- Unterstützung bei Konflikten: Die ersten sozialen Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen können für Kinder herausfordernd sein. Bindungsorientierte Eltern können ihre Kinder unterstützen, indem sie ihnen helfen, Konflikte zu verstehen und Lösungen zu finden, ohne ihre eigenen Bedürfnisse zu verleugnen.
Bindungsorientierte Begleitung als lebenslanger Prozess
Ankommen ist ein kontinuierlicher Prozess, der mit der Geburt beginnt und sich durch jede Entwicklungsphase des Kindes zieht. Eltern, die ihr Kind bindungsorientiert begleiten, schaffen eine stabile und liebevolle Basis, auf der das Kind Vertrauen in sich selbst und die Welt aufbauen kann. Indem sie auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen, es liebevoll und achtsam begleiten und ihm den Raum geben, sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln, unterstützen Eltern nicht nur die Entwicklung ihres Kindes, sondern legen auch den Grundstein für eine starke, vertrauensvolle Beziehung, die ein Leben lang hält.
Ich wünsche euch eine wunderbare Ankommenszeit hier, im neuen Format der Mohnblume und ich hoffe, ihr freut ich so sehr wie ich auf den nächsten Artikel mit dem Thema „B wie Bindung“.
Eure Antonia