C - wie Cyclebreaking
Das Eltern - ABC von Antonia Brocke

Ich brauche mich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich behaupte, dass sich die meisten Eltern einen Familienalltag voller Lachen, Liebe und Frieden wünschen.
Doch allzu oft sieht der Alltag anders aus. Da sind die Wutanfälle der Kinder, die uns an unsere Grenzen bringen. Die allabendlichen Diskussionen über Zahnpasta und Jacken, die in totaler Verzweiflung enden. Und dann dieser nagende Schmerz, wenn wir merken:
So wollte ich eigentlich nicht reagieren.
Wir möchten unsere Kinder bindungs- und beziehungsorientiert begleiten, ihnen Liebe und Verständnis entgegenbringen – und oftmals enden bereits alltägliche Dinge im kompletten Gegenteil. Da werden Drohungen ausgesprochen alla „Wenn du jetzt nicht…, dann…“ oder Bestechungen angeboten „Wenn das klappt, dann gibt es…“.
Aber hast du dich schon mal gefragt, warum du so reagierst, wie du reagierst? Diese Momente der Frustration haben einen Ursprung: Sie liegen in unserer eigenen Kindheit. Wir tragen unbewusst die Prägungen und Verletzungen mit uns herum, die uns damals geformt haben. Und wir landen immer wieder in denselben Mustern, die wir eigentlich vermeiden wollen, weil in bestimmten Situation unsere Wunden schmerzen und wir uns nicht besser zu helfen wissen als zu meckern und zu motzen. Doch das muss nicht so bleiben.
Cycle Breaking: Der Schlüssel zur Veränderung

Cycle Breaking ist die bewusste Entscheidung, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Es bedeutet, nicht länger auf Autopilot zu reagieren, sondern innezuhalten und neue Wege zu finden. Denn nur wenn wir uns mit unseren eigenen Prägungen auseinandersetzen und Frieden mit ihnen schließen, können wir unseren Kindern wirklich bedürfnis- und bindungsorientiert begegnen.
Das ist kein leichter Weg, aber ein lohnender. Wenn wir den Mut finden, alte Verletzungen zu heilen und destruktive Muster abzulegen, schaffen wir Raum für echte Verbindung – mit unseren Kindern und mit uns selbst.
Es ist ein Akt der Selbstbefreiung und gleichzeitig ein Geschenk an die nächste Generation.
Wie geht Cycle Breaking?

Cycle Breaking beginnt mit Bewusstheit. Es bedeutet, sich selbst ehrlich zu beobachten und zu reflektieren:
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Erkennen: Wann reagiere ich aus einem alten Muster heraus? Vielleicht merkst du, dass du in Stresssituationen immer laut wirst oder dich emotional zurückziehst. Diese Muster sind oft Schutzmechanismen, die in unserer Kindheit entstanden sind.
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Verstehen: Warum handle ich so? Welche Erfahrungen haben dieses Verhalten geprägt? Sich diese Fragen zu stellen, kann schmerzhaft sein, aber sie sind der Schlüssel zur Veränderung.
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Heilen: Gib dir selbst die Liebe und das Verständnis, das dir vielleicht damals gefehlt hat. Manchmal bedeutet das, sich professionelle Unterstützung zu holen. Manchmal reicht es, sich selbst Mitgefühl zu schenken.
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Neue Wege gehen: Finde bewusste Reaktionen, die zu deinen Werten passen. Das kann bedeuten, deinem Kind in einer Konfliktsituation ruhig zu erklären, wie du dich fühlst, anstatt laut zu werden. Oder einfach innezuhalten und zu sagen: „Ich brauche einen Moment.“
Klingt jetzt erstmal überwältigend für dich? Ja, das ist es auch, denn Cyclebreaking bedeutet nicht weniger als die Erfahrungen deines gesamten Lebens anzuschauen und zu überlegen, was möchte ich behalten, was dient mir und tut mir und meinen Kindern gut. Und was darf heilen und gehen und Platz machen für Neues.
Cycle Breaking ist ein lebenslanger Prozess. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, bewusster zu leben und zu lieben. Und wenn wir diesen Weg gehen, schaffen wir eine Grundlage für Familienleben, das von Freude und Frieden getragen wird.
Es beginnt mit einer Entscheidung: dem Mut, die Vergangenheit loszulassen und eine neue Zukunft zu gestalten.
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